Heute sind wir exakt seit 100 Tagen unterwegs. Klingt gar nicht so viel, aber es fühlt sich wie eine Ewigkeit an, seit wir uns daheim auf den Weg machten. Seitdem haben wir uns ein ganzes Stück verändert. Wir sind deutlich entspannter geworden, gerade was Wildtiere, die Notwendigkeit der täglichen Dusche und den Zustand von Toiletten angeht. Wir haben uns beide auf eine neue Art gefunden und funktionieren sehr gut als Team zusammen. Wir haben unsere Ansprüche gesenkt, was die Variation unserer Mahlzeiten angeht und haben gelernt, die Natur zu lieben und mehr mit ihr zu leben, als wir es vorher taten. Große Städte sind mittlerweile gruslig für uns, ebenso wie mehr als fünf Autos auf der Straße.

Wir sind mittlerweile sehr geübt im Lagerfeuer machen, Marshmallows grillen (das hat eine Weile gedauert), im zu zweit innerhalb von drei Minuten duschen und im Mückenfangen. Wir schaffen es mittlerweile, diese Biester in der Luft beim Flug mit der Hand zu erwischen.

Wir dachten, dass dieses Jubiläum ein kleiner Grund zum Feiern ist, deshalb haben wir uns heute mal eine Flasche Sekt gegönnt, was sonst nahezu unbezahlbar für uns ist.

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Aber gut, es ist wieder Sonntag und wir haben schon eine Weile versäumt, einen Beitrag auf unsere Seite zu stellen, was verschiedene Gründe hatte: Zum Einen haben wir angefangen, deutlich langsamer zu reisen und verschiedene Situationen und Plätze einfach zu genießen und dort eine Weile zu bleiben, sodass wir gar nicht sooo viel zu erzählen haben. Zum Anderen hat Basti vor gut 1,5 Wochen eine Wasserflasche auf das Notebook geworfen (als er eine Mücke fangen wollte) und das Display zerbrochen. Deswegen war es mal kurz nicht möglich zu schreiben. Und vielleicht sind wir drittens auch einfach ein bisschen faul geworden. 🙂

Nachdem wir in Whitehorse unsere Vorräte einigermaßen wieder aufgestockt hatten, sind wir nochmal nach Alaska gefahren, eigentlich nur, um unseren Zettel aus dem Pass entfernen zu lassen. Skagway war die nächste Alternative und es hat uns erstaunlich gut gefallen dort. Weniger die Stadt selbst, die eine absolute Touristenhochburg ist, die täglich tausenden Kreuzfahrern das Geld aus den Taschen zieht. Eher das Hinterland. Wir haben dort einen traumhaften Ort zum Campen gefunden, am Ende eines Fjordes, der obendrein noch kostenlos war. Dort sind wir gleich zwei Tage geblieben.

Anschließend ging es nochmal kurz nach Whitehorse (das mit den Pässen hat übrigens geklappt), weil Berta neues Öl brauchte. Weiter haben wir uns auch gar nicht in Whitehorse aufgehalten, sondern unseren Weg nach Südosten angetreten. Ein großes Stück des Alaska Highways kannten wir ja schon, sodass es erst hinter Watson Lake wieder interessant für uns wurde. Dort haben wir ziemlich schnell die Liard Hotsprings erreicht, ein Ort, der uns von ganz vielen Leuten sehr empfohlen wurde. Es war das erste Thermalbad in dem wir waren, welches sich in einem natürlichen Flussbett befand und in dem man auf alten Baumstämmen treiben konnte. Bis zur heißesten Stelle konnte man gar nicht gehen, denn da kam das Wasser mit 70°C aus dem Berg gesprudelt und hat sich mit dem restlichen Wasser gemischt. Dort fühlte man sich ein wenig wie ein kochendes Ei. Das haben selbst die Kanadier bemerkt, obwohl man hier normalerweise sehr seltsam angeschaut wird, wenn man sein Ei mit Schale kocht. Aber das ist eine andere Geschichte und soll ein andermal erzählt werden 🙂

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Kurz danach ereignete sich der böse Vorfall mit dem Laptop, was uns dazu brachte, nach Edmonton in die berühmte West Edmonton Mall zu fahren, um es reparieren zu lassen. Wir waren geschockt! Nach nahezu zwei Monaten fast grenzenloser Einsamkeit im „Busch“, wie man in Kanada zu sagen pflegt, sind wir fast umgefallen, als wir die Mall betreten haben. So eine krasse Geräuschskulisse, dass man den anderen anbrüllen muss und so viele Menschen, das war einfach zu viel für uns. Wir waren komplett überfordert. Das Heftigste war dann das Eishockeyspiel, was mitten in der Mall stattfand und natürlich einen noch heftigeren Lärmpegel nach sich zog. Da waren die Achterbahn, der Rutschenpark im Wellenbad und der Streichelzoo mit Kühen und Eseln, die diese Mall auch beherbergte, ein Scheißdreck dagegen.

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Die Stille suchend, ging es erstmal wieder nach Nordosten, da wir in St. Paul den einzigen UFO-Landeplatz der Welt besichtigen wollten. Die Fahrt war nervig, es hat nur geregnet und in dem Farmland ohne jeglichen Hügel war es nicht möglich, einen Schlafplatz zu finden, da es an jeder potentiellen Stelle eine leckende Gasleitung gab, sodass wir dann doch nicht dort kochen wollten. Schlussendlich sind wir wieder umgekehrt und in den Elk Island Nationalpark gefahren. Von den versprochen Huftieren (der Park soll nach der Serengeti die höchste Population davon haben), haben wir nur ein faules Bison gesehen, wie es am Straßenrand lag und eine etwas größere Bisonherde, die aber anscheinend immer an dieser Stelle zu finden ist.

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Nach einem nochmaligen kurzen Halt in Edmonton, um das genial billige Benzin zu tanken (93 kanadische Cent, entspricht ungefähr 61 Eurocent pro Liter) und uns ein paar Sofakissen bei Ikea zu leisten ging es wieder zurück durch Alberta nach British Columbia über den Icefield Parkway, den wir im Mai schon einmal gefahren sind und jetzt fast nicht wiedererkannt hätten. Es ist total interessant zu sehen, wie Orte sich mit den Jahreszeiten verändern. Auch was die Besucherdichte angeht. Im Mai waren nahezu alle Seen an dem Highway gefroren und es gab nicht wirklich Grün zu sehen. Demzufolge hatten wir damals die komplette Straße für uns allein. Jetzt kann vor Touristen kaum noch geradeaus gucken und findet nirgends einen Parkplatz. Dafür kann man die unglaublich strahlende Farbe der Seen bewundern, wenn man denn mal dahin kommt und nicht wegen eines überfüllten Parkplatzes weitergeschickt wird. Das Resumé der Nationalparks in der Hauptsaison: niemals wieder. Es gibt wirklich bessere Dinge, die man mit seiner Zeit anfangen kann.

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