Die Grenze von Thailand nach Myanmar haben wir zwischen Mae Sot (Thailand) und Myawaddy (Myanmar) überquert. An diesem Übergang wurden wir das erste Mal nach unserem Gesundheitszustand gefragt und es wurde Fieber gemessen. Alles in allem war das dennoch ziemlich halbherzig. Nachdem wir unseren Stempel hatten, ging es mit einem Sammeltaxi nach Hpa-An, der nächstgrößeren Stadt nach der Grenze. Die Fahrt dorthin dauerte ca. 6 Stunden und hätte abenteuerlicher nicht sein können. Wir waren schon etwas misstrauisch, als mit einer „neuen schnellen Straße“ geworben wurde, aber ein bisschen Belag hätten wir doch erwartet. Es war durchgehend Baustelle und unser Fahrer hat in den meisten Fällen wohl eher geraten, wo er entlangfahren muss. Erst als er einen größeren Stein überfahren hatte und dabei wahrscheinlich auch etwas kaputt gegangen ist, fuhr er etwas langsamer. Auf Nachfrage erzählte er etwas von Bremsleitung, wir haben dann besser nicht weiter nachgefragt. Wir mussten durch viele Checkpoints, an denen unsere Pässe kontrolliert wurden. Überall standen Menschen mit schwarzen Zähnen, rotem Speichel und blutunterlaufenen Augen. Das war etwas befremdlich. Etwas später erfuhren wir, dass man in Myanmar Betelnuss kaut, die diese Färbung verursacht.
Gegen Abend sind wir in Hpa-An angekommen, haben in ein Hotel eingecheckt und haben unser erstes burmesisches Essen gegessen. Wir wussten nicht genau, was es war, aber es war sehr lecker. Eine Vielfalt aus Dips und Currys mit viel frischem Gemüse und Reis. Komplett verschieden vom restlichen südostasiatischen Essen und sehr günstig.
Auf der Fahrt nach Hpa-An haben wir zwei deutsche Mädels kennengelernt, mit denen wir uns am nächsten Tag ein TukTuk teilten, um die umliegenden Sehenswürdigkeiten zu besuchen. Unser erster Stop war Mount Zwegabin, ein 800 m hoher Berg mit einem Kloster oben drauf. Wir haben vorher gelesen, dass der Aufstieg recht anstrengend sein soll – die Untertreibung des Jahrhunderts. Es waren ausschließlich Stufen, mal mehr, mal weniger vorhanden und gelegentlich ein bisschen Geländer. Stetig ging es bergauf und unsere T-Shirts waren schon nach ca. 200 Stufen komplett durchgeschwitzt. Insgesamt waren es 3800 Stufen pro Seite. Unterwegs haben wir viele, vor allem ältere Menschen getroffen, die den Weg zum Teil barfuß zurückgelegt haben. Es scheint eine Art Pilgerweg zu sein. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir den Gipfel und das Kloster erreicht. Die Aussicht war trotz der diesigen Luft atemberaubend und das ganze Kloster voller frecher Affen. Der Abstieg war nicht minder anstrengend, da unsere Beine völlig am Ende waren und bei jedem Schritt nur noch gezittert haben. Der anschließende Muskelkater dauerte mehrere Tage.
Da uns unendlich warm war, wollten wir uns irgendwo abkühlen. Wir fuhren zu einer Badestelle, die von vielen Einheimischen genutzt wird. In unseren knappen Bikinis waren wir Blickfang Nummer eins und fühlten uns ehrlich gesagt nicht so richtig wohl dabei. Erfrischend war es trotzdem.
Wir haben noch ein anderes berühmtes Kloster besucht, welches auf einen schmalen Karstfelsen gebaut wurde, der in einem See steht. Auch dort waren viele Gläubige, die diesen Ort besuchten, um zu beten und sich irgendetwas von einem Mönch haben geben lassen. Wir wollten dort nicht länger stören.
Am Abend und am nächsten Tag hatten wir ein wenig Zeit, die Stadt selbst zu erkunden. Sehr schnell merkten wir, dass die Burmesen ein ganz besonderes Volk sind. Jeder war freundlich zu uns und die meisten sehr neugierig. Auch untereinander sind die Menschen sehr kultiviert und respektvoll. Sehr verschieden, zu den Thailand oder Laos. Jeder lächelt einen an und die Kinder winken. Wir fühlten uns sofort willkommen. Nur die vielen roten Spuckflecken mit Betelnuss auf den Straßen sind etwas befremdlich.
Am Abend ging es mit dem Nachtbus innerhalb von 12 Stunden nach Kalaw, von wo aus wir am nächsten Tag eine dreitägige Wanderung zum Inle-See starteten. Wir wanderten mit einer Gruppe von insgesamt zehn Leuten über ca. 80 km durch Wälder und Felder, entlang von Bahnlinien und durch Kuhherden. Wir lernten viel über das Leben der Bauern und der Menschen in den abgeschiedenen Dörfern, durften allerhand lokales Essen kosten und probierten Naturmedizin und Thanaka, die traditionelle Gesichtsbemalung der Burmesen, aus. Die erste Nacht schliefen wir in einem sehr kleinen Dorf in einem Privathaus, wo die Eigentümer für uns kochten. Das Essen war köstlich und sehr reichhaltig. Die Toiletten waren nur ein Loch im Boden auf der anderen Seite des Hofs und die Dusche ein Eimer Wasser mit einer Kelle darin.
Am nächsten Tag hatten vier Leute unserer Gruppe, inklusive Nati, eine Lebensmittelvergiftung, die allerdings mit natürlicher Medizin zum Glück sehr schnell behoben war.
Gegen mittag des dritten Tages erreichten wir den Inle-See. Nati hatte so große Blasen an ihren Füßen, dass sie den letzten Tag komplett in FlipFlops zurücklegen musste. Am See durften wir auf ein kleines Boot steigen, welches uns quer über den See nach Nyaung Shwe gebracht hat. Wir haben noch nie eine Dusche so sehr genossen, wie in diesem Hotel. Nach einem schnellen Abendessen fielen wir wie tot ins Bett.
In den nächsten Tage haben wir ein entspannt, sind mit Fahrrädern herumgefahren, waren in einer Weinkellerei, die zwar keinen sonderlich guten Wein, aber eine gute Aussicht hatte und haben uns mit unseren französischen Freunden von der Wanderung getroffen.
Ursprünglich wollten wir eine ähnliche Wanderung in Hsipaw wiederholen, weswegen wir ein paar Tage später dorthin fuhren. Wir versprachen uns von dieser Tour, noch mehr in das ursprüngliche Leben der Burmesen eintauchen zu können. In Hsipaw angekommen, fühlten wir uns nicht wohl. Die Stadt hatte etwas düsteres und bedrohliches. Vielleicht lag es auch an den ständigen Hinweisen, dass Ausländer sich nicht außerhalb der Stadt bewegen durften und auch kein Moped ausleihen können. Grund dafür ist, dass vor ca. einem halben Jahr ein deutscher Tourist mit dem Moped über eine Landmine gefahren und dabei gestorben ist. An so einem Ort wollten wir nicht sein.
Deshalb gingen wir am nächsten Morgen zum Bahnhof und kauften uns für unglaublich wenig Geld Tickets nach Mandalay in der Oberklasse. Diese bestand aus gepolsterten, drehbaren Sesseln, die die 12 stündige Fahrt recht angenehm werden ließen.Die Strecke war traumhaft. Wir sind über Serpentinen in ein Tal, entlang eines Berghanges und über die höchste Brücke Myanmars gefahren. Das Highlight war eine Passage, in der der Zug durch abwechselndes Vorwärts- und Rückwärtsfahren eine große Steigung innerhalb kürzester Zeit bewältigte. Wahrscheinlich ist die Zugfahrt nach Mandalay auch die größte Attraktion in Hsipaw. Während der Fahrt kamen immer wieder Frauen mit Essen durch, welches sie trotz des permanenten Schaukelns des Zuges ohne Probleme auf ihren Köpfen transportierten.
In Mandalay mussten wir zwei Tage verbringen, da wir vorher kein Ticket im Nachtzug bekamen. Die Stadt ist ok, aber nichts besonderes. Auf die Sehenswürdigkeiten hatten wir nicht so viel Lust, da sie uns wieder eine ganze Stange Geld gekostet hätten und im Endeffekt nur Tempel gewesen wären. Davon hatten wir in der letzten Zeit genug. Also gingen wir zum Fluss, von dem wir uns einen romantischen Anblick erwarteten. Mit Romantik ist in Südostasien allerdings nicht viel. Wir trafen auf eine Straßenbaustelle, bei der Frauen mit Körben Steine sammelten und diese an die richtige Stelle trugen. Da uns die Gegend zu staubig und laut war, bogen wir auf eine Querstraße ab und landeten auf einem Großmarkt für Fische. Solche Gerüche haben wir noch nie vorher in unserem Leben wahrgenommen. Überall lagen Massen an Fischen auf dem Boden, einige wurden zerhackt, die Schuppen flogen durch die Gegend und der Asphalt war voller Blut und Wasser. Die Fliegen schwirrten umher und nicht ein Stückchen Eis zum Kühlen war zu sehen. Dabei ist uns der Appetit gehörig vergangen, zumindest was Fisch und Fleisch angeht.
Eine Sehenswürdigkeit haben wir uns doch angesehen – die U-Bein-Brücke im Süden der Stadt. Diese Brücke ist die längste und älteste Teakholzbrücke der Welt und damit ein gefundenes Fotoobjekt für viele Touristen, besonders zum Sonnenuntergang. So auch für uns. Allerdings waren wir sehr erstaunt, dass wir nahezu die einzigen ausländischen Touristen auf dieser Brücke waren. Der Großteil waren burmesische Touristen, die sogar so erstaunt über uns waren, dass sie ein Foto mit Basti als Vorzeigelangnase machen wollten.
Mit dem Nachtzug ging es nach Bagan, einem Ort mit über 3000 Tempeln. Es war die Nacht von Natis Geburtstag, aber zum Feiern war ihr nicht zu mute, da der Zug so doll schaukelte, dass man dachte, er fällt jeden Moment um. Morgens um 5 Uhr waren wir sehr froh, lebend angekommen zu sein. Unser Hotel war traumhaft und aufgrund der ausbleibenden chinesischen Touristen auch richtig günstig. Wir entspannten mit Cocktails am Pool, besuchten die ersten Tempel und gingen abends zu einem Italiener essen. Dort freuten wir uns über Käse, Wein und Pizza, aber waren den europäischen Portionen nicht mehr gewachsen, sodass wir eine komplette Pizza mit ins Hotel nehmen mussten. Wir haben ein paar Tage in Bagan verbracht, jeden Tag hatten wir einen kleinen Elektroroller und sind zwischen den Tempelanlagen herumgefahren, bis wir keine Buddhas mehr sehen konnten. Es ist eine traumhafte Anlage und es ist faszinierend, dass noch so viel erhalten ist. Aber irgendwann gleichen sich alle Tempel doch und man sieht sich satt. Einen Morgen sind wir zeitig aufgestanden, um die aufsteigenden Heißluftballons im Sonnenaufgang über den Tempeln zu sehen. Es hat sich gelohnt, auch wenn es sehr kalt war.
Irgendwann ging es weiter nach Ngapali Beach. Wieder fuhren wir über Nacht, aber diesmal mit einem Bus. Diese Fahrten sind nie komfortabel. Man macht kein Auge zu, aber es ist manchmal die einzige Möglichkeit um von A nach B zu kommen.
Unser Hotel war nicht direkt in Ngapali Beach, sondern an einem Strand weiter nördlich. Dieser Strand war viel ruhiger und es gab keine Resorts, wie an dem südlicherem Strand. Man konnte aber auch den eigentlichen Ngapali Beach nicht wirklich als überfüllt bezeichnen. Der ganze Strand war leer, denn es waren kaum Leute da. Dieser Ort wird als schönster Strand in Südostasien bezeichnet – und es ist gut möglich, dass es stimmt. Der Strand ist ewig lang, die Palmen wachsen bis direkt an den Sand heran, das Wasser ist türkis und total klar. Kleine Restaurants stehen am Strand, in denen man sehr leckere Cocktails aus frischen Kokosnüssen und fangfrischen Fisch bekommt. Der Fisch wird abends von Fischern direkt an den Strand geliefert und kommt sofort auf den Grill. So guten Fisch haben wir lange nicht gegessen. Hier haben wir auch unsere französischen Freunde noch einmal getroffen.
Leider hat unsere Reise aufgrund der aktuellen Entwicklungen an diesem wunderschönen Strand ein Ende gefunden. Wir haben ständig die Medien verfolgt und die Länder, in die wir noch hätten reisen können, sind immer weniger geworden. Es war nicht mehr richtig entspannt, da wir immer mit unseren Gedanken woanders waren und dieses Paradies gar nicht mehr genießen konnten. Wir haben einen akzeptablen Flug nach Hause gefunden und beschlossen, diesen zu nehmen, da wir in dieser Situation doch lieber bei unseren Familien sein wollten, als in irgendeinem Land festzusitzen. Auf dem Flughafen in Yangon herrschte gähnende Leere, allerdings haben wir auch dort noch einmal unsere Freunde wiedergesehen, die auf dem Weg nach Kuala Lumpur waren. Über Bangkok ging es zurück nach Frankfurt in einer Maschine mit über 600 Deutschen an Board. Jeder wollte so schnell wie möglich nach Hause. Ein paar Tage später haben wir erfahren, dass wir jetzt auch nicht mehr zum Transit nach Thailand gekommen wären und dass unsere Freunde aus Frankreich auch auf dem Heimweg sind, da sie in Malaysia auch nicht weiter gekommen sind.