Vor gut zwei Wochen sind wir nach einer 36-stündigen Reise in Chiang Mai, Thailand angekommen. Die ersten Schritte aus dem Flugzeug waren traumhaft, wir waren nach einer so langen Zeit in Kälte und Regen überhaupt keine Sonne und Wärme mehr gewöhnt. Auf dem Weg zum Hotel, den wir aufgrund fehlender Bargeldbestände zu Fuß zurücklegten, wurden wir direkt wieder von asiatischen Leben eingeholt. Nati hatte ständig Angst, in der nächsten Sekunde überfahren zu werden und Basti war es zu warm und er hat sich über seinen zu schweren Rucksack beschwert. Nach einer guten 3/4 Stunde Fußweg hatten wir es geschafft und sind erschöpft in den Pool gefallen. Trotz des vielen Verkehrs kam uns Chiang Mai schon in den ersten Minuten ziemlich ruhig vor. Wir haben später festgestellt, dass das wahrscheinlich an dem geringeren Hubraum der Fahrzeuge hier liegt. Wir waren durch Kanada eine ganz andere Geräuschkulisse gewöhnt.

Wir haben insgesamt vier Tage in Chiang Mai verbracht und in dieser Zeit ziemlich viel von dem gemacht, was man in der Stadt und der Umgebung machen kann. Den ersten Tag sind wir nur herumgelaufen und haben ein paar Tempel besucht und das asiatische Essen genossen. Im ersten Tempel wurden wir direkt angesprochen, dass wir unsere Touren nicht im Hotel buchen sollen, sondern bei einem Reisebüro von der Regierung, was zufälligerweise gleich gegenüber ist. Wir fanden den Hinweis sehr freundlich und haben uns nichts weiter dabei gedacht. Als uns allerdings im zweiten Tempel exakt das gleiche erzählt wurde und wir zu dem selbigen Büro geschickt wurden, kam es uns doch langsam komisch vor. An diese Art von Kundenwerbung mussten wir uns erstmal wieder gewöhnen. Dennoch – die Tempel sind fantastisch und vor allem überall. Man kann in Chiang Mai eigentlich keinen Schritt tun, ohne den nächsten Tempel zu sehen. Eigentlich ist das fast wie mit Tim Hortons in Kanada. Vielleicht hatte diese Fastfoodkette doch eine größere religiöse Bedeutung, als wir damals wahrgenommen haben. Aber zurück zum Thema. Die Tempel in Thailand sind alle total bunt und golden, sodass sie in der Sonne richtig leuchten. Das ist wirklich schön. Die ganze Stadt hat dadurch auch einen sehr friedlichen Charakter, da jeder buddhistisch zu sein scheint. Es nervt einen niemand, dass man irgendetwas kaufen oder irgendein Taxi nehmen soll. Das ist wirklich sehr angenehm.

Für zwei Tage haben wir uns im Hotel ein Moped ausgeliehen und sind direkt nach 10 Minuten in eine Verkehrskontrolle geraten. Da Basti keinen Motorradführerschein hat, mussten wir leider bezahlen. Nach ein bisschen Diskussion mit Händen un Füßen und dem Hinweis, dass wir ja auch noch etwas essen müssen, haben wir uns mit dem Polizisten auf 600 anstatt von 1000 Baht geeinigt und damit immerhin mehr als 10 € gespart. Der Polizist teilte uns noch mit, wie lange an diesem Tag noch kontrolliert werde und ließ uns anschließend weiterfahren. Ab diesem Zeitpunkt waren wir vorsichtiger und sind Polizeikontrollen einfach umfahren, sobald wir sie gesehen haben.

Unser erster Ausflug führte uns zum Sticky Waterfall im Norden von Chiang Mai. Nach ungefähr 60 km Fahrt erreichten wir eine Art Nationalpark, indem sich einige Touristen tummelten. Der Wasserfall war nicht, wie der Name erahnen lässt, klebrig sondern das Gestein war so rau, dass man ohne Probleme im Wasserfall herumlaufen konnte – egal ob nach unten oder nach oben. Das Wasser war auch erstaunlich warm, aber zum baden hatten wir trotzdem keine Lust. Also sind wir nur ein wenig gewandert.

Am nächsten Tag ging es für uns an einen See, den wir von Tom empfohlen bekommen haben. Zum Baden war der See leider nicht geeignet, dafür konnte man in kleinen Hütten im Wasser sitzen und gnadenlos geniales Essen essen. Wir haben uns sogar an 100jährige Eier herangetraut (wir wussten nicht, dass sie bei dem bestellten Essen dabei sind) und so schrecklich sind sie gar nicht. Basti fand sie sogar in Ordnung, aber Nati muss das nicht nochmal essen. Wir hätten es uns beide viel schlimmer vorgestellt. Nach dem Essen ging es zu einem anderen Wasserfall und wir wurden ziemlich schnell von unserer durch Kanada versauten romantischen Vorstellung in die asiatische Realität zurückgeholt. Der Wanderweg führte teilweise über steile Felsen, quer durch den Wald als Trampelpfad oder auch direkt durchs Wasser. Oft war er nicht einmal wirklich mehr als Weg zu erkennen. Aber der Wasserfall war sehr schön, wenn auch zu kalt zum baden. 

Danach haben wir noch einen Abstecher in den Zoo gemacht, weil dieser gleich nebenan war. Mit umgerechnet 5 € Eintritt war das im Vergleich zu deutschen Zoos auch echt erschwinglich. Allerdings fühlten wir uns beim Anblick der Gehege auch gleich 20 Jahre zurückversetzt und waren teilweise wirklich geschockt, unter welchen Bedingungen die Tiere hier leben müssen. Die meisten von ihnen waren komplett allein und wurden ohne Artgenossen in einem sehr kleinen Käfig gehalten, der noch nicht einmal sauber war. Teilweise sahen die Tiere auch sehr krank aus.

Nach zwei Tagen Moped fahren und vier Tagen in der Stadt wurde uns dann der Smog langsam doch zu viel. Wenn man an der Ampel steht und ein Sammeltaxi vor sich hat, kann man teilweise nicht einmal mehr atmen. Die Luft ist wirklich richtig schlecht in Chiang Mai. So etwas haben wir vorher noch nicht erlebt. Angeblich ist die Stadt auch von Bergen umgeben. Die haben wir allerdings nie gesehen.

Unser Flucht führte uns ca. 150 km nach Norden – nach Pai, einer Aussteigerstadt in den Bergen. Die Fahrt dahin war vor allem für Nati die Hölle. Mit ca. 750 Kurven und Serpentinen ist das definitiv nichts für einen empfindlichen Magen. Besonders nicht, wenn man den Abend davor mit zwei amerikanischen Mädels kanadischen Zimtlikör trinkt. Aber alle Beteiligten haben die Fahrt ohne Zwischenfälle überlebt.

Auf der Fahrt lernten wir Tiago kennen, einen Portugiesen, der auch schon gefühlt überall auf der Welt war. Ein sehr angenehmer Mensch, mit dem wir die darauf folgenden Tage viel Zeit verbracht haben. In Pai haben wir uns von Anfang an sofort wohl gefühlt. Es gab keinen Großstadtstress mehr, die Luft war sauber und man konnte die umliegende Natur sehen. Nur unser Hostel war etwas fragwürdig. Wir hatten eine kleine Hütte, in der man sich nichtmal zu husten getraut hat, aus Angst, sie könnte durch den Atemstoß zusammenfallen. Ist sie zum Glück nicht, aber nach zwei Nächten wollten wir doch etwas mehr Komfort und sind umgezogen. In den zwei Nächten im Hostel haben wir allerdings dort so viele Leute kennengelernt, dass wir auch im später dort die Abende verbracht haben.

Eine unserer Bekanntschaften war Jenne aus Dresden. Mit ihr sind wir am nächsten Tag zu einem Wasserfall im Urwald gewandert. Die Wanderung wäre eigentlich ganz schön gewesen, wären nicht nach ca. 2 km (von insgesamt 20 km) Natis Flip Flops kaputt gegangen. Basti hat anfangs teilweise mit seinen FlipFlops ausgeholfen, aber auch diese waren den Strapazen dieser Wanderung nicht gewachsen, sodass wir am Ende beide ohne Schuhe dastanden und den Großteil des Weges barfuß zurücklegen mussten. Unsere Füße fanden das nicht so toll. Dank der vielen Verkaufsstände auf dem Nightmarket der Stadt haben wir aber gleich an dem Abend noch neue FlipFlops für uns beide gefunden.

Die nächsten Tage haben wir ehrlich gesagt größtenteils die Seele baumeln lassen. Da es in Thailand aus irgendeinem Grund keine warmen Duschen gibt, haben wir nahezu jeden morgen in einem Spabereich eines Hotels verbracht, was eine heiße Quelle hatte und somit eine angenehme Wassertemperatur von ca. 40 °C. Da lassen sich die kalten 10 °C am Morgen gut überstehen

Ab und zu haben wir ein paar kleinere Ausflüge gemacht: einen Tag waren wir bei einem Canyon, den nächsten Tag wieder an einem Wasserfall und einer ziemlich krassen Verwerfung des Landes, die durch ein Erdbeben entstanden ist. Insgesamt waren wir eine Woche in Pai. Am letzten Tag haben wir es endlich geschafft, uns unser Tattoo stechen zu lassen. Wir hatten es schon ewig vor, aber haben nie den richtigen Augenblick oder das richtige Studio dafür gefunden. In Pai sind wir an einem Studio vorbeigekommen, dass uns beide sofort angesprochen hat. Ein bisschen Mut hat es uns dennoch gekostet, aber es war wesentlich weniger schlimm, als wir erwartet hätten. Wir sind beide glücklich, es gemacht zu haben und uns gefallen die Tattoos sehr. Es war definitiv die richtige Entscheidung, sie in diesem Studio machen zu lassen.

Nach Pai ging es für uns in einem Minibus nach Chiang Rai, der Hauptstadt der Region. Die Fahrt dahin war erneut eine ganz schöne Tortour, da wir wieder über die kurvenreiche Straße mussten. Diesmal auch ohne Zimtlikör am Vorabend, dafür aber mit einem grausamen Fahrstil. Zum Glück hat Basti am ersten Halt Anti Motion Sickness Tabletten gefunden und Nati damit buchstäblich das Leben gerettet. Nicht so gut ging es leider einer unserer Mitfahrerinnen. Sie musste sich ungelogen über die 6 Stunden Fahrt nur übergeben.

In Chiang Rai wurden wir an einer komplett anderen Stelle aus dem Bus geworfen, als wir eigentlich dachten, also mussten wir wieder laufen. Diesmal 3 km und nicht weniger warm und mit schwerem Gepäck.

Am Nachmittag haben wir den weißen Tempel besichtigt, weswegen wir eigentlich nur nach Chiang Rai gefahren sind. Dieser war wirklich richtig schön und auch sehr besonders. Im Inneren skurrile Malereien von Pokemon und Spiderman, die man nicht in einem buddhistischem Tempel vermuten würde. Die Brücke zum Tempel war etwas gruslig, da man gefühlt über ein Meer von Händen läuft, die sich nach einem strecken. Außerdem gibt es überall Darstellungen von Totenköpfen oder anderen menschlichen Körperteile, die in den Wänden verarbeitet sind. 

Im Rest von Chiang Rai haben wir uns nicht so sehr wohlgefühlt. Die Stadt ist ziemlich dreckig und nirgends riecht es sonderlich gut. Deswegen waren wir auch nur für diese eine Nacht da.

Am nächsten Tag ging unsere abenteuerliche Fahrt an die Grenze von Laos los. Da wir ja immer ein bisschen Geld sparen wollten, haben wir uns für die günstigste Transportmethode entschieden. Das war ein um die 60 Jahre alter Überlandbus, mit offenen Türen, kaum Beinfreiheit und allerlei Krimskrams, der beim Fahrer herumstand. Der Großteil der Insassen waren Thais, die irgendwo zwischendurch ein- oder ausgestiegen sind. Vor Beginn der Fahrt kamen noch ein paar Leute vorbei und wollten Eier verkaufen, damit man auch für die große Reise gestärkt ist. Hinter uns waren eine Menge Kartons gestapelt, für die wie uns erst interessierten, nachdem ein paar von ihnen durch starkes Bremsen an uns vorbeigeflogen kamen. Wir stellten fest, dass alle Karton offensichtlich mit gefrorenem Hühnchen gefüllt waren, zumindest lies die Aufschrift „Keep frozen at -18°C“ und das Piktogramm eines Hühnerkopfes dieses vermuten. Tatsächlich waren die Kisten am Anfang der Tour auch noch sehr kalt und hart, später dann eher weich und nicht mehr ganz so kalt. Kein Wunder, denn es gab ja nur einen Ventilator und offene Fenster, um den Bus zu kühlen. Ab dem Punkt hat zumindest Nati die Ernährung etwas überdacht und versucht auf Fleisch und Fisch zu verzichten. Leider ist das meist gar nicht so einfach.

An der Grenze angekommen, mussten wir durch mehrere Instanzen, die immer mit einem Bus verbunden waren. Es war aber relativ einfach und unproblematisch, wenn auch mit allen Mitteln versucht wird, ein Geschäft zu machen. Man wollte uns einreden, dass man die Visumsgebühren nur mit US Dollar bezahlen kann, da es ansonsten viel teurer wird. Wir haben das nicht geglaubt und sind mit unseren restlichen Baht zur Grenze. Es stellte sich heraus, dass es umgerechnet ca. 10 € weniger waren, als wenn wir das Geld vorher in Dollar getauscht hätten. Eine sehr fragwürdige Sache haben wir dann beim Ausfüllen der Visapapiere entdeckt. Neben den üblichen Fragen nach Heimatort und Passnummer wurden wir nach unserer Rasse gefragt. Wir waren so perplex, dass wir gar nicht wussten, was wir darauf antworten sollten. Später haben wir von einer Amerikanerin erfahren, dass das wohl eine sehr übliche Frage sei, nur anscheinend in Europa nicht. Wir sind gespannt, wie sich unser erster kurzer Eindruck von Laos in den nächsten Tagen entwickelt.