Unser Besuch aus Deutschland hat uns schon wieder verlassen, also ist es wieder an der Zeit, ein paar Worte über die letzten Wochen zu verlieren.

Begonnen hat unsere Reise zu viert damit, dass wir Jutta und Ramon in Toronto am Bahnhof aufgelesen und direkt weiter zur Mietwagenfirma gebracht haben, um das Elmomobil (Erklärung folgt) entgegenzunehmen. Damit hatte Berta plötzlich einen ernstzunehmenden Konkurrenten auf der Straße, denn mit einem fast neuen Dodge Gran Caravan konnte sie doch eher schlecht mithalten. Aber die beiden waren so lieb und sind die meiste Zeit hinter uns gefahren, sodass wir die Geschwindigkeit vorgeben konnten.

Als Erstes führte uns unsere Tour zu den Niagarafällen, bei denen jeder von uns unheimliche Menschenmassen erwartet hätte. Es stellte sich aber heraus, dass Anfang September die Hauptsaison in Kanada vorbei ist und man somit nahezu alles Sehenswerte ohne größeren Ansturm besuchen kann – und das oft sogar kostenfrei. Die Niagarafälle haben uns echt beeindruckt, man kommt erstaunlich nah ran, sodass das Wasser fast zu greifen nah ist. Reinspringen möchte man dort aber trotzdem nicht. Die Bootstour, bei der man von unten an die Fälle heranfährt, haben wir aus Kostengründen sein lassen – nass sind wir auch so geworden. Aber das war nicht schlimm, da es einer der wärmsten Tage seit Langem war.

Nach den Niagarafälle haben wir uns kurzzeitig wieder von den beiden getrennt, da wir gern nach Montreal fahren wollten und Jutta und Ramon die Stadt schon gesehen hatten. 

In Montreal haben wir Christiane, Serge und deren Kinder besucht – Freunde von Bastis Familie, die Basti selbst zuletzt vor 30 Jahren gesehen hatte. Wir hatten eine sehr schöne und herzliche Zeit bei ihnen. Die Stadt in der frankophonen Provinz Quebec hat es uns besonders angetan. Keine Stadt in Nordamerika fanden wir so kultiviert wie diese. Vor allem aber ist sie der Gourmet-Himmel von Kanada. Auf den Märkten gibt es frische Austern, Fisch, knackiges und aromatisches Gemüse, verschiedenste Wust- und Fleischwaren, richtigen Käse und bestes Bäckerbrot. Wir werden definitiv noch einmal nach Montreal zurückkehren, um unsere Vorräte aufzufüllen, bevor wir wieder gen Westen fahren. Außerdem gibt es eine große Kunst- und Musikszene. Arcade Fire und Leonard Cohen sind Söhne und Töchter der Stadt. Letzterem zu Ehren, wurde posthum eine komplette Hochhausfassade mit dessen Portrait versehen. Gemeinsam mit Serge und Christiane gingen wir auf die World Press Photo Exposition 2019, der wichtigsten Ausstellung für Pressefotografie, die uns sehr beeindruckt hat und die teilweise wirklich schockierende Bilder zeigte. 

Serge und Christiane haben uns eingeladen, auch mal in ihrem Chalet vorbeizufahren, welches ungefähr auf halbem Weg zwischen Montreal und der Quebec City liegt. Das ließen wir uns natürlich nicht entgehen und haben uns dort mit Jutta und Ramon wiedergetroffen. Wir hatten noch einen schönen Abend mitten in der Wildnis am Kamin, der nur durch eine Rettungsaktion eines kleinen Mäuschens kurz unterbrochen wurde.

Am nächsten Tag ging es direkt nach Quebec, wo wir allerdings erst abends ankamen und somit die Stadt nur ein bisschen im Dunkeln erkunden konnten. Aber da alle eher wieder in die Natur wollten, war das auch gar nicht schlimm. Außerdem werden wir hier auch noch einmal Halt machen. 

Gleich am nächsten Morgen fuhren wir den St. Lorenz Strom auf der nördlichen Seite entlang, um in Tadoussac ein paar Wale zu Gesicht zu bekommen. Außer ein paar kleinen Rückenflossen am nächsten Morgen, die auch von einer winkenden Robbe hätten stammen können, wollte sich natürlich wieder keiner zeigen. Auch nicht auf der Fährfahrt nach Rivière-du-Loup. Aber es war auch sehr neblig an diesem Tag.

Auf dem Weg nach Süden machten wir im Kouchibouguac National Park (die Namen hier sind jedesmal eine Herausforderung) halt. Dort hat es uns besonders gut gefallen, da wir seit Australien das erste Mal wieder am richtigen Meer waren. Zum Schwimmen natürlich viel zu kalt, aber für einen Strandspaziergang perfekt. 

 

Gleich im Anschluss haben wir uns für einen Tag noch einmal von Jutta und Ramon getrennt, da die beiden gern auf Prince Edward Island fahren wollten und uns das mit Berta zu weit gewesen wäre. Dafür hatten wir dann einen sehr ausgedehnten Morgen an unserem Schlafplatz, als wir direkt nach dem Aufstehen jede Menge Pilze vor der Tür vorfanden. Das konnte sich Nati natürlich nicht entgehen lassen und hat sich gleich mit dem Messer auf die Pirsch gemacht. Es ist echt erstaunlich, wieviele große Pilze hier wachsen. Damit hätten wir niemals gerechnet.

Wieder vereint und mittlerweile in Nova Scotia angekommen, haben wir Berta bei einem Walmart abgestellt und sind im Elmomobil (das Auto hat einen großen Elmo als Erkennungszeichen bekommen, da gefühlt alle Dodge Gran Caravans weiß sind) über zwei Tage den weltberühmten Capot Trail gefahren. Der erste Tag war richtig schön, wir haben wahnsinnig tolle Buchten und Strände gesehen (aber wieder keinen Wal) und abends richtig dekadent gegessen. Es gab Austern als Vorspeise und danach Hummer für Basti und Ramon. Fehlt eigentlich nur noch der Champagner. Nachdem Jutta und Nati sich damals in Florida den Geschmack auf Hummer verdorben hatten, haben jetzt auch die Männer eingesehen, dass man das nicht unbedingt jeden Tag essen muss. Aber wenn man schonmal in Nova Scotia ist, muss man halt auch mal Hummer gegessen haben.

Der zweite Tag auf dem Capo Trail war leider sehr verhangen und verregnet, sodass wir kaum etwas von der Landschaft zu sehen bekamen. Dafür umso mehr Brauereien und Destillerien von Innen. Wir haben ganz am Anfang von Nova Scotia durch Zufall ein Heft gefunden, für das man sich in jeder Brauerei oder Destillerie einen Stempel holen kann und man nach 15 Stempeln ein T-Shirt bekommt. Daher war der Tag sehr erfolgreich für uns, was die Stempelzahl angeht.

Nachdem wir Berta wieder unversehrt eingesammelt hatten, ging es nun endgültig Richtung Halifax, was schon wieder Abschied von Jutta und Ramon nehmen bedeutete. Wir hatten eine wunderbare Zeit mit den beiden und haben uns wirklich sehr über ihren Besuch gefreut.

 

Wir haben allein noch ein wenig die Stadt erkundet, sie ist ganz niedlich und erinnert ein wenig an San Francisco. Besonders lustig fanden wir den Fährhafen, wo zu diesem Zeitpunkt drei große Kreuzfahrtschiffe ankerten. Es ist sehr amüsant zu sehen, wie deutlich man erkennt, wer von einem Schiff kommt und wer nicht.

Abends haben wir uns dann noch einmal mit Marcin getroffen, der seine Freundin in Halifax besucht hat. Nun hat Basti auch seinen Pullover wieder, den er in Marcins Wohnung vergessen hatte. Allerdings ist dieser wahrscheinlich zwischenzeitlich zum Katzenbett geworden, was die vielen Katzenhaare vermuten lassen.

Nun mussten wir aber auch wieder raus aus der Stadt. Wir sind noch ein kleines Stück Richtung Westen gefahren, nach Peggys Cove, wo der am häufigsten fotografierte Leuchtturm Kanadas steht. Wir haben ihn nicht fotografiert, weil wir keine Reisegruppen mit auf dem Bild haben wollten, die wie verrückt davor posiert haben. Die Gegend dort war aber trotzdem richtig schön. Im Norden von Nova Scotia haben wir uns dann doch einmal zum Wandern aufgerafft. Nach 8 km Strecke sind wir an einem wunderschönen Kap, dem Cape Split, angekommen. Der Weg hat sich richtig gelohnt. Man schaut von weit oben auf die Bay of Fundy hinaus, dem Ort mit dem höchsten Tidenhub der Welt. Man konnte von dem Kap aus sogar die Strömung der Ebbe sehen, wie diese das Wasser wieder hinaus aufs offene Meer zog. Das Kap betrachten wir als einen weiteren Wendepunkt unserer Reise, weil wir uns von da aus nun wieder auf den Weg zurück nach Vancouver machen.

Da Berta in den letzten Tagen ein wenig Schluckauf bekommen hatte, machten wir einen eher ungeplanten Zwischenstop in Moncton, der ersten größeren Stadt in New Brunswick. Die Werkstatt hatte nicht direkt Zeit für uns, sodass wir noch einen kleinen Abstecher zu den Hopewell Rocks machten, obwohl wir da eigentlich gar nicht mehr hin wollten. Aber es hat sich definitiv gelohnt. An diesen Felsen, die direkt an der Küste stehen gibt es einen täglichen Tidenhub von ca. 11 m. Der höchste jemals gemessene Tidenhub betrug sogar knapp 15 m. Man läuft zwischen den Steinen am Strand entlang und sieht, wo normalerweise der Wasserspiegel weit über einem ist. Wieder in Moncton hatten wir auch noch ein wenig Zeit, sodass wir eis zu einem weiteren Naturphänomen geschafft haben – dem Tidal Bore. Ein Tidal Bore ist eine Welle, die entsteht, wenn dass Wasser der Flut zurück fließt und damit auf das entgegengesetzt fließende Wasser im Fluss stößt. Das ist wirklich einmalig, wenn man den Fluss gleichzeitig in zwei verschiedene Richtungen fließen sieht.

Abends durften wir Berta dann wieder in Empfang nehmen und waren 530 CAD ärmer. Ihre Zündkerzen, -kabel und -verteiler waren völlig im Eimer, was einen nicht großartig wundert, wenn man erfährt, dass Zündkerzen von einem Rasenmäher verbaut waren. Wie das passieren konnte, ist uns noch immer ein Rätsel, aber wahrscheinlich hatte der Vorbesitzer grad nichts anderes da.

 

Nun machen wir uns mit neuer Leistung und ohne Schluckauf erstmal wieder auf den Weg nach Quebec City, wo wir uns übers Wochenende mit einer Freundin vom Shambhala Festival treffen.