Knapp 4.000 km sind wir innerhalb von 18 Tagen seit unserem letzten Beitrag gefahren. Nun sind wir in Toronto. Das erste Drittel der Strecke bis nach Lethbridge kannten wir schon, weswegen wir dort schnell durchgefahren sind. Danach ging es durch die Prärie der Provinzen Alberta, Saskatchewan und Manitoba. Das war auf etwa 2.000 km triste Steppen- und Farmlandschaft, in der jeder Baum eine Attraktion war. Aber dennoch hatte auch diese Landschaft wegen ihrer Weite und dem beispiellosem Spiel der Wolken etwas Magisches an sich.
Einen kurzen Stop haben wir in Winnipeg, der Hauptstadt von Manitoba, eingelegt. Wir waren unerwartet angetan von dieser Stadt, da wir nicht damit gerechnet hatten, alte Gebäude aus Sandstein und sogar eine europäisch anmutende Altstadt vorzufinden. Und unzählige Präriehunde. In Winnipeg fühlten wir langsam das französische Flair aufkommen und hoffen auf noch mehr davon auf unserem Weg nach Osten.
Nach ein paar Stunden ging es schon weiter bis über die Grenze von Ontario, wo wir zwei Anhalter aus Montreal absetzten, die wir in Winnipeg aufgegabelt hatten. Die beiden wollten es innerhalb von 2 Tagen nach Montreal schaffen – mit uns und unserem Camper allerdings nicht machbar.
In Ontario angekommen, veränderte sich die Landschaft schlagartig. Es wurde wieder grün um uns herum. Wir fuhren durch Wälder, an unzähligen Seen vorbei – allein in Ontario gibt es etwa 250.000 davon – durch das Gebiet des kanadische Schildes, einer geologischen Formation, die über 2,5 Mrd. Jahre alt ist und deren Felsen sich direkt an der Oberfläche befinden. Kurz hinter Thunder Bay, dem ersten größeren Ort nach der Grenze zu Ontario, sind wir an die Küste des Superior Lakes, dem westlichsten der großen Seen, gekommen. Dieser See ist mit einer Fläche 82.000 Quadratkilometern der größte Süßwassersee der Welt. An seinem Ufer denkt man, dass man sich am Meer befindet, denn das andere Ufer ist nicht zu sehen. Es fehlt nur der Salzwassergeruch in der Luft und die Fischbrötchen an der Promenade. Wir haben uns unglaublich wohl gefühlt, sodass wir gleich zwei Tage am Strand in einem beschaulichen Ort names Terrace Bay geblieben sind. Auch der Sternenhimmel war überwältigend. Dort war es mal wieder Zeit, mitten in der Nacht die Kamera auszupacken. Am darauffolgenden Abend wurden wir von einem US-Amerikaner angesprochen, der auch auf der Durchreise war, ob wir nicht Lust auf ein Lagerfeuer am Strand hätten. Zu unserer Gruppe gesellten sich dann noch ein paar Kanadier und ein paar Österreicher hinzu und es wurde ein sehr lustiger und erkenntnisreicher Abend. Mittlerweile tauschen wir uns mit vielen Reisenden unterwegs aus, wo man am besten schlafen und kostenlose Duschen ergattern kann. Solche Tipps sind immer sehr hilfreich.
Entlang der großen Seen ging es dann weiter bis Toronto. Marcin, mit dem wir auf dem Shambhala Festival anfreundeten, hat uns auf seinem Parkplatz in Mississauga parken lassen. Da es in Städten immer problematisch ist, einen geeigneten Platz zum Übernachten zu finden, nahmen wir dieses Angebot natürlich dankend an. Mississauga ist ein größerer Nachbarort von Toronto, aber es ist alles eine riesige Metropolregion, sodass man die Übergänge der einzelnen Städte oft gar nicht bemerkt.
Toronto selbst ist eine pulsierende Metropole. Die Hälfte der Einwohner keine Kanadier und es werden 250 verschiedene Sprachen gesprochen. Anfangs genossen wir es, mal wieder in einer Großstadt zu sein, obwohl das Autofahren die Hölle ist. Jetzt haben wir drei Tage in der Stadt verbracht und wohl alles Wichtige und Interessante gesehen. Es gibt sehr viele verschiedene Viertel, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Habourfront mit den Fährenterminals, den Financial District mit der bekannten Skyline, Chinatown mit wahnsinnig gutem Essen, dem Distillery District, einem alten Industriegelände, wo sich Schnapsbrennereien und Brauereien befinden, Little Italy, das von seinen italienischen Einwohnern und natürlich einer Menge italienischen Restaurants geprägt ist und Kensington Market, einem alternativen Viertel, das ein wenig an die Dresdner Neustadt erinnert. Das beste an der Stadt war für uns jedoch die Vielfalt an internationaler Küche und die Möglichkeit, an bessere Lebensmittel zu kommen, gerade weil unsere Gaumen während der letzen Monate im Westen des Landes größtenteils doch etwas rabiat behandelt wurden.
Jetzt aber haben wir aber langsam wieder genug von vielen Menschen und werden uns in den nächsten Tagen gemeinsam mit Jutta und Ramon (Freunde, die uns aus Deutschland besuchen kommen) auf den Weg zu den Niagarafällen und dann entlang des St.-Lorenz-Stroms nach Osten in Richtung Halifax machen. Wir sind sehr gespannt auf diese Reise zu viert und freuen uns wahnsinnig auf unseren Besuch.