Auswahl des Visums
Vor der Beantragung eines Work-and-Travel Visums oder Working Holiday Visums, kurz WHV, muss man sich natürlich darüber im Klaren sein, wo die Reise hingehen soll. Diese Entscheidung ist nicht einfach, da nicht alle Länder solch ein Visum bereitstellen oder gewisse Bedingungen daran geknüpft sind. Soweit ist weiß, gibt es bei allen Ländern eine Altersbegrenzung, welche im Normalfall bei 30 Jahren liegt. Das heißt, man muss das Visum bis spätestens einen Tag vor seinem 31. Geburtstag beantragt haben. Wie alt man dann tatsächlich bei der Einreise ist, ist erstmal egal. Es zählt nur das Antragsdatum. Da wir zum Teil schon über 30 waren, als wir die Idee mit der Reise hatten, blieb für uns eigentlich nur ein Land übrig. Kanada. Kanada ist das einzige Land auf der Welt, in dem ein WHV bis 35 möglich ist. Demnach sind die Visa dort auch entsprechend beliebt und es gibt ein Auswahlverfahren.
Bewerbung und Auswahlverfahren
Da die Visa aufgrund der Vielzahl von Bewerbern in ihrer Anzahl begrenzt sind, wird am Anfang eines jeden Jahres von der kanadischen Regierung festgelegt, wie viele Visa für welches Land zur Verfügung stehen. Im Jahr 2019 sind es für deutsche Staatsbürger insgesamt 4.490 Visa. Um eine Chance auf ein Visum zu bekommen, muss man zunächst auf der kanadischen Seite für Immigration and citizenship einen Fragebogen ausfüllen, der überprüft, ob man überhaupt die Voraussetzungen erfüllt. Ist dies geschafft, legt man ein IEC-Profil an, welches grobe Informationen über einen selbst und seine Pläne enthält. Geforderte Daten sind natürlich die komplette Identität, Staatsangehörigkeit, höchster Bildungsgrad, usw. . Hat man sein Profil fertig ausgefüllt, ist man sozusagen im Lostopf. Zufällig werden nun in bestimmten Zeitabständen eine vorher festgelegte Anzahl von Bewerbungen gezogen und die Einladungen zur Beantragung an die jeweiligen Gewinner geschickt. Die Verlosungszeitpunkte und Anzahl der gezogenen Bewerbungen werden 5 Tage vor der Verlosung auf der Seite der kanadischen Regierung bekannt gegeben. Wir hatten das Glück und wurden beide in der selben Verlosung nahezu direkt hintereinander gezogen. So ganz trauen wir dem Zufall zwar nicht, aber das sind nur Mutmaßungen.
Beantragung des Visums
Hat man die Einladung bekommen, hat man insgesamt 10 Tage zeit die Einladung anzunehmen und danach nochmal weitere 20 Tage, um alle Dokumente hochzuladen und die Visumsgebühr von ca. 150 CAN$ zu überweisen. Als Dokumente werden eine Kopie des gültigen Reisepasses inklusive aller gestempelten Seiten, ein polizeiliches Führungszeugnis (in Original, es muss nicht übersetzt sein) und ein Lebenslauf auf Englisch oder Französisch mit Bewerbungstext gefordert. Seit dem 31.07.2018 muss bei der Kanadischen Botschaft eine biometrische Registrierung erfolgen, bei der ein biometrisches Foto und Fingerabdrücke genommen werden. Zum Zeitpunkt unserer Beantragung gab es diese Vorgabe noch nicht, wir mussten lediglich ein biometrisches Passbild hinschicken.
Bestätigung des Visums
Nach Abgabe aller Daten und Nachweis der Bezahlung befindet sich die Beantragung im Bearbeitungsstatus und wird geprüft. Nach Abschätzung der eingehenden Beantragungen bekommt man eine voraussichtliche Bearbeitungsdauer mitgeteilt, nach der man mit einer Entscheidung rechnen kann. Bei uns waren das ganze 8 Wochen. Wir haben uns darauf eingestellt und da wir keinen festen Einreisetermin hatten, war uns das auch relativ egal, wie lange es dauert. Nicht wenig überrascht waren wir dann allerdings, dass wir am selben Abend schon den Letter of Introduction bekamen. Manchmal geht es offenbar auch schneller.
Einreise
Bei der Einreise müssen folgende Dokumente mitgeführt werden:
- der Letter of Introduction (das wichtigste Dokument)
- der Reisepass, mit dem das Visum beantragt wurde
- alle Unterlagen im Original, die für die Beantragung des Visums notwendig waren (polizeiliches Führungszeugnis, der Lebenslauf, die Familyinformation und das Passfoto)
- ein Rückflugticket und wenn dies nicht vorhanden ist, alternativ einen Kontoauszug (nicht älter als eine Woche), der zeigt, dass man über 2000 CAN$ besitzt
Nach der Landung geht man ganz normal, wie alle anderen Einreisenden an einen Computer, der den Reisepass scant und ein Foto von einem macht. Hier beantwortet man ein paar Fragen zum Besitz von Waffen, Drogen oder Lebensmitteln, die nicht nach Kanada eingeführt werden dürfen und gibt den Grund seiner Reise an. Hier sollte man sagen, dass man vorhat, in Kanada zu arbeiten. Anschließend bekommt man einen Ausdruck, der alle Daten enthält. Man kann auch mehrere Personen gleichzeitig registrieren, wenn man zusammen reist. Man sollte allerdings auch das selbe Visum besitzen.
Mit diesem Ausdruck geht es zum ersten Officer, der einen in die nächste Schlange schickt. Dort muss man wieder bei einem Officer vorsprechen, der einem zum Immigrationbereich schickt. Man darf aber vorher noch sein Gepäck abholen, damit das nicht so lang im Kreis fahren muss. Der Immigrationbereich ist ein wenig ruhiger, hier sitzt man an, anstatt zu stehen und es sind auch nicht mehr so viele Leute da. Man wird nacheinander aufgerufen, der Officer fragt einen nach den benötigten Dokumenten und bearbeitet das Visum. Wir mussten nur unseren Pass und unseren Letter of Introduction bei ihm lassen. Mehr wollte er nicht sehen. Aber wenn man einen Officer mit schlechter Laune erwischt, kann es gut sein, dass alle Unterlagen gefordert werden.
Nach ein paar Minuten erhält man seine Working Permit und einen Stempel im Reisepass, der besagt, dass man exakt ein Jahr im Land bleiben darf. Und das wars. Raus aus dem Flughafen und schon ist man für ein Jahr fast so ein bisschen was, wie ein Kanadier.